Textstreich. 2021

Eine Kooperation von LITERAARE (CH), Haus für Poesie (DE) und MANUSKRIPTE (AT)

Die Gewinnerinnen 2021:

Agnes Siegenthaler

Leonora Schulthess zu DIE AUGENZEUGEN von Agnes Siegenthaler:

Agnes Siegenthaler gelingt mit DIE AUGENZEUGEN ein lyrischer Text, der berührt: eine erzählende, zusammenhängende, in sich abgeschlossene Textsammlung. Die Augenzeugen sind Gegenstände und Deko-Artikel, die in verschiedenen Formen in vielen Wohnungen zu finden sind. Der Bär aus Holz, der gläserne Elefant, der Plastikpinguin, sie alle beobachten stumm und leblos den Alltag, ohne wirklich ein Teil davon zu sein. Die Leser:innen werden in den Bann, in die Tragik des Textes gezogen, ohne dass er aufgesetzt oder pathetisch wirkt. Auch die Sprache, die Agnes Siegenthaler wählt, berührt durch ihre besondere Alltäglichkeit.

Nora Schramm

Andreas Unterweger zu FEVER RAY von Nora Schramm:

Mit wenigen, sorgfältig aufeinander abgestimmten Worten entwirft Nora Schramm das Porträt einer Badenden, dessen sprachliche Konturen faszinierend und filigran erscheinen wie Schaumlandschaften in der Badewanne. Die Bilder, die der präzise Vortrag aufsteigen lässt, mögen zwar schillern, sind aber weitaus konsistenter als Seifenblasen. Und auch die Identität, die der Text letztlich hinterfragt, lässt sich nicht ablegen wie ein Bademantel. Was bleibt, ist eine poetische Stimme, die im Ohr nachklingt, wenn das Wasser des Gedichts längst abgeflossen ist.

Anna Jagdmann

Franziska Witschi zu DREI MÄRCHEN von Anna Jagdmann:

DREI MÄRCHEN ist ein feines Kleinod, eine unaufgeregte Reflexion über das Leben. Das lyrische Ich nimmt die drei Märchenfiguren zum Anlass für eine Momentaufnahme und schafft gleichzeitig und leichtfüssig einen Bezug zum gesamten Bogen zwischen Kindheit und Tod. Dabei gleiten die einzelnen Gedichte mit leisen Andeutungen elegant ineinander und schaffen einen sprachlich wie inhaltlich überzeugenden Zyklus.