Textstreich. 2022/23

Eine Kooperation von LITERAARE (CH), Haus für Poesie (DE) und MANUSKRIPTE (AT)

Die Gewinner:innen 2022/23

Carmen Jaud, MORGENFLOR

MORGENFLOR erzählt von einer Tierwerdung, vom Übergang zur Natur, zum Boden. Hier wachsen Schwimmhäute und Flügel, verlieren sich Echos, und es stellen sich die Fragen: wohin? Und wozu? Für ihre lyrische Sprache borgt sich Carmen Jaud Begriffe aus Naturwissenschaft und Technik. Sie macht sie sich zu eigen, streift sie über wie eine neue Haut, die wie angegossen passt. Ihre Lyrik erschliesst sich einem nicht sofort, aber sie berührt einen direkt und tief. Carmen Jaud schürft lange, bis sie ein Bild aus der Tiefe hebt, sie schält es heraus, bis es sich passgenau in den Text einfügt. Gesucht wirken ihre Bilder nie. Im Gegenteil: Sie können nur hier, und genau hier stehen.
Céline Tapis

Regina Menke, ZU WASSER, ZU FALL

Der Gedichtzyklus ZU WASSER, ZU FALL ist ein vielschichtiger, äusserst dichter und zugleich verspielter Text. Ein lyrisches Ich denkt über sich und das ,Wir’ in der Welt nach. Es untersucht das menschliche Bedürfnis nach Verhältnismässigkeit, das Bedürfnis, Dinge einzuordnen und zu benennen. Dabei nutzt Regina Menke Wörter wie Bauklötze, die sie nebeneinandersetzt, auf Farbe prüft, auf Grösse, Gewicht. Sie baut damit ein Sprachgebilde und füllt es gleich mit Leben, mit Blicken und Fragen. Die Autorin erschafft sich ihre poetische Sprache, indem sie im Text über ebendiese nachdenkt, sie geht ihr auf den Grund und hebt sie hoch, schaut genau hin, spielt mit ihr.
Céline Tapis

Vielen Dank an die Jury

Silvana Cimenti, Redakteurin Manuskripte, Graz
Rudi Nuss, Schriftsteller, Haus für Poesie, Berlin
Céline Tapis, Literaare, Thun
Li Mollet, Lyrikerin, Bern